Emmy und Robert Egner-Schneble

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Emmy und Robi Egner 1991

Das Begegnungszentrum Casa Egner in Muralto hat eine interessante Geschichte.

Emmi Egner-Schneble (5.10.1909-21.3.1995) war Sozialarbeiterin. Sie nahm 1945 am 2. »Schulungskurs für fürsorgerische Hilfskräfte in der Nachkriegszeit« teil, der von Noël Field mitorganisiert war. Neben 23 Schweizer/innen nahmen daran 25 Emigrant/innen teil, darunter zahlreiche prominente Kommunisten wie Hans und Elsa Teubner, Rudi Singer, Bruno Goldhammer, die zum Teil in Lagern interniert waren. Die Genannten waren aktiv beim »Freien Deutschland in der Schweiz«: Singer im Präsidium, Teubner im Vorstand. Sie kehrten nach dem Krieg nach Deutschland zurück und beteiligten sich aktiv am Aufbau der DDR. 

Noël Field berichtete später: »Für den zweiten Kurs gelang es Elsie Haus und mir, fast die ganze kommunistische Kandidatenliste durchzudrücken, so daß – wenn ich mich nicht irre – etwa die Hälfte der Teilnehmer Genossen waren. ... In der Praxis wurde daraus ein kommunistischer Kurs, wobei die Hauptschulung außerhalb der offiziellen Schulstunden stattfand.« [B.-R. Barth/Werner Schweizer: Der Fall Noël Field, Bln. 2005, I/p. 468 s.] [Siehe die Faksimiles der Teilnehmerlisten]

Emmy Egner hatte damit enge Kontakte zur kommunistischen Emigration in der Schweiz, die nach deren Rückkehr nach Deutschland nicht mehr abgebrochen sind. 

Robert Egner (23.6.1904-19.5.1992) war aufgewachsen zunächst in Heidelberg und dann in St. Gallen, wo er beim Bürgerspital eine Lehre als Gärtner machte. Wie sein Bruder Kommunist, betätigte er sich aktiv als Gewerkschafter beim VHTL (Gärtnerverein Edelweiß), so auch beim Zürcher Gärtnerstreik im April 1947.

Der Zürcher Gärtnerstreik 1947


Volksrecht, 21. April 1947

Streikversammlung im Weißen Saal des 
Zürcher Volkshauses

( vergrößern durch Klicken)


Streikumzug am 23. April 1947

Im Streikbüro (Robi Egner stehend rechts)

Volksrecht, 28. April 1947

1949: Kauf des Rebbergs in Muralto

In den Zeiten des Kalten Krieges wurde es für Robi Egner immer schwieriger, eine Stelle zu finden: er war vom Gärtnermeisterverband auf die Schwarze Liste gesetzt worden.

Dies und ein Leiden infolge eines ärztlichen Kunstfehlers veranlassten Robi Egner, im Tessin auf ein Inserat in der NZZ hin die Liegenschaft zu kaufen: einen Rebberg mit drei kleinen Häusern (2 Wohnhäuser und Ökonomiegebäude). Ermöglicht wurde dies durch eine kleine Erbschaft. 

Inserat in der »Neuen Zürcher Zeitung« 10. November 1948 (Abendblatt)

Emmy und Robi Egner zogen jedoch erst 1962 offiziell nach Muralto. 

Im Laufe der Jahre konnten sie durch Landverkäufe die Liegenschaft sukzessive ausbauen. [→ Historische Bilder zur Casa Egner]

Verein Casa Egner

Nach dem plötzlichen Tod von Robert Egner 1992 wurde ein Verein gegründet:

«Zweck des Vereines ist die Weiterführung der ‹Casa Egner› im Sinne der Ideen der Gründer, Robert und Emmi Egner. Insbesondere soll das von den Gründern Aufgebaute weder dem Staat, noch Grundstücksspekulanten noch einzelnen privaten Personen bzw. Verwandten der Gründer zufallen. Vielmehr soll die Casa Egner dem gemeinschaftlichen Nutzen durch fortschrittliche, gesellschaftspolitisch, antifaschistisch oder ökologisch engagierte Menschen dienen, die hier auch weiterhin zu bezahlbaren Preisen in Ruhe auftanken und die herrliche Natur geniessen sowie sich mit Gleichgesinnten austauschen können sollen. Der Verein soll dieses Ziel durch eine geeignete Führung der Casa Egner fördern und erreichen.»